Heute ist Valentinstag – und wo anders sollte ich an solch einem Tag hingehen, als dorthin, wo die Liebe zählt: Patpong, der größte Freiluftpuff in Bangkok. Die Gassen sind berüchtigt für ihre Bars und sonstigen Angebote und einmal wollte ich mir das doch auch mal in echt ansehen. Und wann, wenn nicht am Valentinstag – wird hier die Liebe vom Handel doch aufs feinste prostituiert. Denn auch hier gilt wie überall: Money makes the world go around …
Aber zurück zum Anfang: Heute morgen bin ich fürchterlich früh aufgestanden, da mein Mini-Bus, den ich über 12go.asia gebucht hatte, um 9 Uhr spätestens da sein sollte und man mindestens eine 3/4 Stunde früher fertig sein soll. Und was soll ich euch sagen: Dieses hochprofessionelle Unternehmen (Fluch über euch, Win Jorakhe!) hat mich wohl einfach vergessen. Ich habe so um 9.30 (ich wollte ihnen ja eine Chance geben) todesmutig bei der Firma angerufen (nachdem ich seit 7.45 da rum saß – danke Schlafstörung), was dann ungefähr so ablief (denkt euch das auf Englisch – und wahrscheinlich hörte sich das für meinen Gesprächspartner umgekehrt genauso an, also hier kein Vorwurf, da waren einfach zwei Menschen, die keine gemeinsame Sprache hatten): „Ja guten Tag, sprechen Sie englisch?“ (unverständliche Antwort auf Thai) „Hallo? Ich verstehe Sie leider nicht.“ (halbwegs verständliche Antwort, die mir vermittelt, dass er wenigstens etwas englisch spricht). „Ich sollte vor 9 Uhr abgeholt werden, aber hier ist niemand. Ich habe gestern über 12go.asia die Fahrt nach Bangkok mit Abholung am Hotel gebucht und auch eine Bestätigung erhalten. Wann kommen Sie?“ „Gumbelbumbel Mochit?“, „Ja, Mochit Van Station Bangkok“ „Grumbelbumbeldumbel nummer?“ „Es tut mir leid, ich verstehe Sie nicht, wollen Sie meine Telefonnummer? Oder die Buchungsnummer?“ „Grumbelbumbel Telffon“ (Ich gebe meine Nummter durch, die ich aber selbst erst suchen muss, weil ich ja vorübergehend eine thailändische Nummer habe, die ich natürlich nicht auswendig kann). Danach verliere ich komplett den Faden und habe keine Ahnung mehr, was das ganze Grumbeldibumbel bedeutet. Ich bitte die liebe Bedienung, die aber selbst nur 2 Wörter englisch spricht, mit dem Mann zu reden. Das bringt mir dann wenigstens die Aussage, dass ich in 20 Minuten abgeholt werde. Im Endeffekt sitze ich dann 30 Minuten später in einem sehr betagten Mini-Bus, der dann offiziell um 11 Uhr in Pratburi startet – 2 Stunden später als die Tour, die ich gebucht hatte. Wer mich kennt, weiß, dass ich mit sowas seehr schlecht umgehen kann. Trotzdem habe ich tapfer versucht, alles wegzulächeln – ich wollte ja nicht das Gesicht verlieren (2 Stunden meiner Zeit reichten schon als Verlust). Zum Glück musste ich ja keinen Flieger oder so erreichen, sondern bin einfach 2 Stunden später in meinem Hotel angekommen. Das habe ich diesmal strategisch günstig direkt am Zug zum Flughafen gebucht. Eine große Premiere für mich. Zum ersten Mal wohne ich nicht in Banglamphu im Dunstkreis der Khaosan Road. Das fühlt sich schon komisch. Und das laute, lärmende, stinkende Bangkok ist schon ein ziemlicher Schock nach der vielen Ruhe und Natur. Nachdem ich erstmal vorsichtig die Umgebung erkundet habe, wollte ich eigentlich ein wenig am Hotelpool chillen, was aber daran gescheitert ist, dass es genau zwei Liegen gab, die natürlich belegt waren. So habe ich nur kurz geplantscht, ein paar Fotos der Skyline geknipst (der Pool ist nämlich auf dem Dach) und hab mich dann erfrischt ins Nachtleben gestürzt.
Als erstes habe ich in einer Garküche lecker gegessen. Seit ich in Thailand bin, ist mir immer wieder das Gericht „Morning Glory“ aufgefallen – ein Gemüse, das sehr grün ist. Und wie ich feststellen durfte, auch lecker (jedenfalls war es das dort). Und als ich parallel dann mal gegooglet habe, was das überhaupt in Deutsch ist, hab ich mich geschlagen gegeben: Wir Veganer essen eben doch Gras. Oder Unkraut. Oder Blumen: „Morning Glory“ ist laut Übersetzung erstmal eine „Prunkwinde“. Die wird bei uns je nach Zeitgenosse als Blume oder Unkraut angesehen. Genau genommen ist es aber „Wasserspinat“. Optisch sieht es wirklich ziemlich nach Wiese aus, aber geschmacklich war es wirklich gut. Und mein Bier habe ich mit Eiswürfeln bekommen – auch mal eine ganz neue Erfahrung. Bei der Hitze aber keine so schlechte Idee. Danach bin ich dann, an lustigen bunten Kunstdingern und jeder Menge Valentinsklimbim in Richtung Sündenpfuhl.
Denn anlässlich des heutigen Valentinstages, dem ich ja bekanntermaßen sehr kritisch gegenüber stehen, fand ich es sehr symbolisch, mir endlich mal die berühmten Sois (Soi ist Thai für Gasse) am Patpong-Nachtmarkt anzusehen. Es ist nicht so, als würden einem dort die nackten Brüste überall ins Gesicht gedrückt – dafür sind die Thais dann eben doch Asiaten, doch überall sind leicht bekleidete Frauen (und Männer – aber die sind wohl auch eher für Männer vorgesehen), Table-Dance-Bars und „Massagen“. Ich weiß nicht, wie oft ich die Anwerber gehört habe, die den Männern „Pingpong-Shows“ versprochen haben. Was das ist, steht in jedem Reiseführer und diversen Zeitungsberichten: Kunststücke, die eine weibliche Vagina und diverse Tischtennisbälle beinhalten, die aus selbiger geschossen werden (oder so). Neugierig lünkernde und fotografierende Frauen sind schon auf der Straße nicht gern gesehen und ich kann mit voller Überzeugung feststellen, dass ich mich nicht zur Geheimagentin eigne, daher gibt es nicht wirklich aufregende Fotos aus dem Sündenpfuhl.
So, und nun noch ein paar warme Worte zum Valentinstag: Dass man sich lieb hat, zeigt man sich nicht, indem man sich an einem willkürlichen Tag im Jahr plötzlich mit Pralinen und Blumen zuschmeißt. Liebe zeigt sich in einem respektvollen Umgang miteinander, in gegenseitigem Vertrauen, Anerkennung und indem man seinen Partner/seine Partnerin niemals als selbstverständlich betrachtet. Wer das nicht drauf hat, dem hilft auch so ein blöder Kommerztag nicht.