Ich bin traurig: Meine Omi ist heute Nacht gestorben. Aber ich bin auch erleichtert, denn sie hat in den letzten Tagen kaum noch Luft bekommen, ist quasi langsam erstickt und wir konnten nur daneben stehen, ihre Hand halten und warten. Und ich bin wütend, weil ich diese Ohnmacht hasse, sehen zu müssen, wie sie leidet und nichts machen zu können. Wenn es meinem Kater so schlecht gehen würde, ginge ich mit ihm zum Tierarzt und würde ihn einschläfern lassen, um ihm das Leid zu ersparen. Für uns Menschen gibt es diese würdige und schöne Art, aus dem Leben zu gehen, nicht. In Deutschland gibt es nicht das Recht, zu sterben wann und wie man möchte. Hier muss jeder, sei er noch so hoffnungslos krank, sich bis zum Ende quälen. Natürlich schwebt hier über jeder Sterbehilfe-Debatte immer die dunkle Wolke der NS-Vergangenheit, wo sich andere aus widerlichen Gründen zum Herrn über Leben und Tod ernannt haben. Aber zwischen dieser Vergangenheit, die niemals in Vergessenheit geraten darf, und den immer lauter werdenen Diskussionen heute, muss klar unterschieden werden. Es gibt genügend Möglichkeiten, um den Missbrauch auszuschließen – der Verein Dignitas in der Schweiz ist ein gutes Beispiel dafür.
Wenn ich es gedurft hätte, ich hätte meiner Oma gern das Leid erspart. Und daher freue ich mich jetzt für sie, weil sie es geschafft hat, weil sie nicht mehr kämpfen muss. Auch wenn ich traurig bin, dass sie weg ist. Tschüss Oma…