24. April 2024

Züblin, oder warum ich immer noch über die Ungerechtigkeit in der Welt weine

Im Sommer 1944 wurde 1.700 jüdische Frauen aus Ungarn zur Zwangsarbeit aus Ausschwitz nach Frankfurt geschickt. Dort wurden sie (hauptsächlich) von der Firma Züblin beim Bau der erste Rollbahn des Frankfurter Flughafens eingesetzt. Die 1.700 Frauen arbeiteten ohne ausreichende Nahrung, ohne Schuhe oder anständige Kleidung. Zum Teil war auch für diese Umstände Züblin verantwortlich. Sie arbeiteten so hart und so schrecklichen Bedingungen, dass das Arbeitslager bereits im November des selben Jahres wieder aufgelöst wurde. Die überlebenden Frauen wurden in das KZ Ravensbrück gebracht. (Quelle: http://www.kz-walldorf.de, www.3sat.de)

Nur 200 dieser Frauen überlebten die Nazi-Diktatur.

Vorhin habe ich auf 3Sat eine Dokumentation gesehen, sie ist schon ein paar Jahre alt und sie heißt „Die Rollbahn“. Der Film erzählt von der Entstehnung des historischen Lehrpfades auf dem ehemaligen Geländes dieser KZ-Außenstelle, von dem Engagement einiger Schülerinnen und davon, dass 18 Überlebende nach 56 Jahren noch einmal diesen Ort ihrer furchtbaren Qualen besuchten. Und erzählt auch von der unsäglichen Ignoranz der Firma Züblin, die bis heute jegliche Auseinandersetzung mit dem Thema ablehnt, die die Briefe und Anfragen der Schüler, der Museumsleiterung und der Stadt einfach ignorierte, die der Presse lakonisch mitteilte, man gäbe keinen Kommentar zum KZ Walldorf ab und die sich zuletzt auf die Stellungnahme zurückzog: … sind wir davon überzeugt, dass Züblin keine Schuld für das Schicksal der Zwangsarbeiterinnen trifft.“ deshalb „… sehe ich auch keinen Grund, Schadenersatz an die Überlebenden zu leisten.
(Quelle: www.kz-walldorf.de).
Es war ekelerregend, zu sehen, wie der Sprecher des Unternehmens, der sich dann doch irgendwann dazu herablies, mit den angereisten Überlebenden zu reden, nichts als hohle Phrasen und dummes Gewäsch für diese Menschen übrig hatte. Menschen, die es über sich gebracht hatten, in ein Land, an einen Ort zu reisen, wo so Dinge erlebt haben, die wir uns selbst gar keine wirklichen Vorstellungen von machen können, egal, wieviel wir darüber gelesen haben. Menschen, die trotzdem bereit waren, sich damit auseinanderzusetzen, um zu helfen, um Frieden zu finden. Frauen, deren Schmerz selbst nach 56 Jahren noch so groß ist, dass sie nur unter Tränen von ihren Leiden erzählen konnten – und es trotzdem taten.
Und da geht dieser Konzern hin und hat kein Wort des Bedauerns, kein Wort der Entschuldigung, hat nichts als Geschwätz übrig – es könnte ihn ja sonst vielleicht einen Teil des Firmenvermögens (1.551 Millionen Gesamtüberschuss 2005, Quelle: www.zueblin.de) kosten. Und was noch schlimmer ist: Niemanden interessiert es. Züblin bekommt weiter dicke Aufträge, im Wikipediaeintrag stehen nur schale Firmendaten und die Nazi-Zeit wird ignoriert und Vater Staat ignoriert alles geflissentlich… Da ist auch dieser Entschädigungsfond der deutschen Wirtschafts nichts mehr als Augenwischerei.

Natürlich bin ich naiv, natürlich bin ich unrealistisch und natürlich hilft es niemanden, wenn ich über das Schicksal und den Schmerz dieser Frauen und über die Ungerechtigkeit in der Welt Tränen vergieße, aber ich tue es trotzdem.

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