23. April 2024

Wenn ich einmal tot bin…

… dann will ich auch so einbalsamiert und ausgestellt werden wie Onkel Ho! Das war schon echt beeindruckend, den Zirkus, den sie dort im Mausoleum veranstaltet haben. Erstmal wurde ich von lauter streng blickenden Uniformierten einmal um den Pudding geschickt, weil ich nicht einfach geradeaus zum Mausoleum durfte. Dann musste ich meine Tasche abgeben und durch einen Detektor wie am Flughafen gehen. Als ich daraufhin endlich zum toten Ho stuermen wollte (ich war naemlich sehr spaet dran: Um 11.30 Uhr schliesst das Mausoleum und die Gepaeckausgabe, um 11.15 Uhr bin ich dort eingelaufen…), wurde ich wieder ausgebremst und mir wurde von einem streng blickenden Soldaten in schmucker weisser Uniform beschieden zu warten. Nach ein paar Minuten herumhibbeln war noch eine Gruppe Vietnamesen zu mir gestossen und wir wurden von einem weiteren, diesmal in oliv gewandeten, Soldaten 100 Meter weiter eskortiert und an den naechsten Offiziellen weitergereicht. Dies passierte insgesamt dreimal, bis wir auf dem roten Teppich vor der Tuer des Mausoleums standen und dort von dem letzten Soldaten in Empfang genommen wurden, der nochmal alle streng zur Ruhe und zum Hut abnehmen ermahnte. Mir galt das nicht, denn ob solcher Zeremonien und Militaerpraesenz stand ich schon nach der zweiten Uebergabe stramm. Und dann noch der rote Teppich, da kam ich mir ja mal wieder ganz queenie vor und musste mich zusammenreissen, nicht huldvoll nach links und rechts zu winken.
Dann wurden wir im Gaensemarsch an dem in Daemmerlicht auf einem Sockel aufgestellten Sarkophag mit dem Leichnam vorbeigefuehrt (und auch hier stehen an an allen vier Ecken, quasi in dem Graben zwischen Besuchergang und Podest, Soldaten Wache – was fuer ein Job!).
Also, wenn ihr mich fragt – den haben die schon vor Jahren gegen eine Wachsfigur ausgetauscht! Wobei ich ja gelesen habe, dass Onkel Ho selbst ja lieber eingeaeschert werden wollte und die Asche im Sueden, in der Mitte und im Norden Vietnams begraben werden sollte. Nun ja, nun liegt er halt wie jeder grosse kommunistische Politiker ausgestopft rum. Aber beeindruckend war es irgendwie schon… Wie gesagt – das will ich auch! Ansonsten habe ich mir heute wieder kraeftig die Fuesse platt gelaufen, habe den Literaturtempel, den Quan Su-Tempel, das Gefaengnismuseum und das Museum der vietnamesischen Frauen besucht und habe mir das Opernhaus angesehen, das die Franzosen gebaut haben und das daher eher nach Paris passt.
In den Museen wird man natuerlich (wie auch schon bei meinen Besuchen in den Tunneln) mit Propaganda vom allerfeinsten zugeballert. In dem Gefaengnismuseum (die Reste des Gefaengnisses, das im Vietnamkrieg unter dem Namen „Hotel Hanoi“ zweifelhafte Beruehmtheit erlangt hat, als die dort inhaftierten amerikanischen Piloten quasi „vorgefuehrt wurden) werden lang und breit die Qualen der vietnamesischen Kaempfer dargestellt, die von den Franzosen gefoltert und getoetet wurden (was sicher auch stimmt), wenn man aber den dort ausgestellten Dokumenten glaubt, haben die Ami-Gefangenen dort quasi Urlaub gemacht, mit Volleyball spielen, gemeinsamen Kochen und sogar Geschenken… Nun ja, bei allem aufstrebendem Kapitalismus bin ich eben immer noch in einem kommunistischen Land.
Leider ist das Wetter seit gestern ziemlich doof, bedeckt und lausig kalt (also so ungefaehr 18-19 Grad). Da kann ich mich ja langsam an Deutschland herantasten. Vor allem gestern war es schade, denn da habe ich einen Tagesausflug in die beruehmte Halong-Bucht gemacht und bin auf einem Boot zwischen den vielen Felsen herumgeschippert und habe zwei sehr schoene Hoehlen besucht. Zwischendurch ist auch der Himmel aufgerissen und hat uns ein paar Sonnenstrahlen gegoennt, aber im Ganzen ist daher nicht so richtig Stimmung aufgekommen und zum Schwimmen war es allen auf dem Schiff auch zu kalt. Lustigerweise war auf dem Boot ein Paerchen, dass ich am Tag vorher am Ho-Chi-Min-Mausoleum getroffen habe (da hatte ich schonmal von aussen geguckt) und gebeten hatte, ein Foto von mir in meinem RocknRoll-Reporter-T-Shirt zu machen (fuer unsere Seite, Thorsten-Schatz!)
So, bevor ich Euch total totlaber (ich koennte ja immer noch sooo viel mehr erzaehlen) bringe ich meine Einkaeufe aufs Zimmer und geh lecker Essen (der Urlaub wird leider doch teurer, als ich dachte… *floet*)

2 Gedanken zu “Wenn ich einmal tot bin…

  1. Sollen wir dich dann in der Duisburger City aufbahren oder wo hättest du’s gerne?

    Och, da lasse ich mir schon noch nen netten Platz einfallen. In Duisburg wuerde sich ja der Kaiserberg anbieten, da blicke ich dann quasi ueber die Stadt. Ich faende ja auch in Schokolade gegossene Buesten von mir als Souvenir ganz toll (Sollte ich den Viet mal vorschlagen!) …

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